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Quo vadis Papiermarkt?

Wo geht die Reise hin am Papiermarkt? Wir haben ein interessantes Interview mit dem Papiermarktexperten Thomas Hügle, Geschäftsführer unseres Kooperationspartners Paperconnect, geführt.

VDMB: Herr Hügle, nachdem das Jahr 2022 gekennzeichnet war von einer Versorgungskrise gepaart mit extremen Preiserhöhungen, sieht es derzeit nach einer Art Kehrtwende im Papiermarkt aus. Stimmt das?

Hügle: Ja, die Tendenzen sind eindeutig und das ist auch gut so. Getrieben von Kostenexplosionen im Jahr 2022 wie z.B. im Energiesektor, bei Rohstoffen oder beim Altpapier, und den damit verbundenen Preiserhöhungen der Hersteller, hatten Papierpreise historische Höchststände erreicht. Die veröffentlichten Jahresberichte lassen uns vermuten, dass in der aufgeheizten Marktsituation einige Anbieter kräftiger als unbedingt notwendig an der Preisspirale gedreht haben.  Aus meiner Perspektive hat man den Bogen an einigen Stellen allerdings überspannt und in letzter Konsequenz Druckprodukte so teuer werden lassen, dass ein nicht kleiner Teil an Druckerzeugnissen vielleicht für immer aus „Print“ verschwunden ist.

VDMB: Aber hat das Gesetz von Angebot und Nachfrage hier denn nicht funktioniert?

Hügle: Aber selbstverständlich hat das funktioniert. Solche historischen Preiserhöhungen wären niemals möglich gewesen, wenn wir es mit einem Markt im Normalzustand in Sachen "Angebot und Nachfrage" zu tun gehabt hätten. Nein, das war nur möglich durch eine drastische und geplante Reduzierung des Angebotes im westeuropäischen Papiermarkt. Hier wurden von einigen Playern riesige Mengen nach Übersee und in andere Ventilmärkte verbracht, die dann hier schlichtweg fehlten.

Dadurch kollabierte der komplette Papiermarkt in Westeuropa entlang der gesamten Lieferkette der Papierfabriken und Händler. Als Reaktion darauf kam es zusätzlich in nahezu jeder Druckerei zu massiven Hamsterkäufen, die die allgemeine Situation noch verschärften und anheizten.

VDMB: Ja, aber jetzt gibt es doch wieder genug Papier, zumindest sind uns keine eklatanten Engpässe bekannt.

Hügle: Exakt, wenn Sie es so wollen, dreht sich das Rad jetzt genau entgegengesetzt: Die Nachfrage nach Druckprodukten schwächelt, Druckbetriebe generieren aktuell wenig neuen, zusätzlichen Papierbedarf und drucken, wenn möglich, auf Papier aus Ihren eigenen Überbeständen. Im Papiergroßhandel sieht es in Sachen Bestände ähnlich aus und so müssen am anderen Ende der Lieferkette Papierfabriken ihre Maschinen abstellen, weil Aufträge schlichtweg fehlen. Eine exakte Umkehrsituation im Vergleich zu 2022. Es bleibt zu hoffen, dass dieses vorübergehende Nachfrageloch, welches aus dem Abbau von Lagerbeständen resultiert, nicht zu weiteren Kapazitätsreduzierungen führt. Dann wären wir kurz- mittelfristig in einer ähnlichen Situation wie vor Jahresfrist.

VDMB: Heißt das, das Rad wird sich auch bei den Papierpreisen wieder auf das alte Niveau zurückdrehen?

Hügle: Das denke ich nicht. Auch wenn Energiekosten sich zunehmend wieder entspannen und wichtige Rohstoffe wie Lang- und Kurzfaserzellstoff aktuell preislich einbrechen, denke ich, dass der Papiermarkt sich auf einem deutlichen höheren Level einpendeln wird als vor 2 Jahren. Das ist übrigens auch Grundvoraussetzung dafür, dass Papierkonzerne sich auch weiterhin mit der Produktion von grafischen Papieren nachhaltig beschäftigen.

VDMB: Gibt es einen Rat, den Sie unseren Lesern an die Hand geben möchten?

Hügle: Auf jeden Fall. Jede Druckerei hat 2022 schmerzhaft zu spüren bekommen, wie schwierig ein Markt mitwenigen Anbietern wird, wenn der wichtigste Rohstoff knapp wird. Papiereinkauf ist und bleibt ein wesentlicher Aspekt des Tagesgeschäfts, deshalb sollte jeder Druckbetriebe ab einer bestimmten Größe mit dem Fremdkostenblock Nr. 1 – dem Papier – unbedingt auch strategisch umgehen.

Spätestens seit der Papierkrise gehört das Thema des strategischen Einkaufs in die oberste Managementebene eines Unternehmens. Jeder kann da etwas tun! Wir von Paperconnect haben dazu passende Lösungen für Druckbetriebe jeder Größenordnung und wir teilen unser Know-how gerne mit interessierten Druckereien.